Anita und Gerhard Siller

Wie viel Leben in ein Leben passt? Anita Siller scheint viele Leben in einem zu haben. Sie ist Mutter von drei Kindern, berufstätig als gelernte Krankenschwester, einzige Frau im Gemeinderat (Mai 2021), im Vorstand von Urlaub am Bauernhof, Obfrau von „Stubaier Bauern“*, Vermieterin von Ferienwohnungen, Bäuerin natürlich. Ja, und außerdem ist sie beseelte Wachtelzüchterin. Stemmen tut sie all dies gemeinsam mit ihrem Mann Gerhard - am Untersillerhof in Neustift im Stubaital, einem Erbhof, der seit dem Jahr 1666 im Familienbesitz ist.

Bei den Sillers hat man den Eindruck, sie sind bei allem, was sie tun, mit Bedacht dabei, sie prüfen, probieren und bilden sich fort, um die Dinge ordentlich und gewissenhaft zu tun. Das gilt besonders auch für die Wachtelzucht. Anita und Gerhard haben eine intensive Ausbildung absolviert, um den Bedürfnissen des kleinsten europäischen Hühnervogels gerecht zu werden. Artgerecht ist im Falle der Wachteln eine Frage umfassenden Feingefühls. Denn stimmt es für die kleinen Vögel nicht, dann gibt es Stress im Gehege – und keine Eier. Die Zucht ist aufwändig und gänzlich anders als bei Hühnern. Dafür sind die Eier gesünder, beinhalten ein natürliches Antibiotikum, Mineralstoffe und extra viel Vitamin B2 (15 x mehr als ein normales Hühnerei) und werden auch in der heimischen Gastronomie immer mehr geschätzt und nachgefragt.

Bei guter Haltung geraten die Wachteln zu Hochleistungstieren, zu „gesunden, vitalen Viehchern“, so Anita. Auch das Fleisch ist – wie die Minieier – immer noch etwas Besonderes, ist zart und geht geschmacklich Richtung Wildente. In Österreich gibt es für Wachteln noch kein Bio-Zertifikat, also lassen Anita und Gerhard ihre Wachteln über Bioland Südtirol zertifizieren.

Am Untersillerhof leben auch noch Kühe, Laufenten, Hasen, Forellen, Hühner und zwei Esel – ein guter Ort für Menschen und Tiere, für viele Leben auf zwei und mehr Beinen.

*ein Zusammenschluss von zwölf traditionell geführten Bauernhöfen, die sich der Pflege der naturnahen Landwirtschaft und Tiroler Gastfreundschaft verschrieben haben